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Inhalt

Table of Contents
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Einleitung

Alle Kulturen besitzen Wertesysteme und haben Regeln, um diese zu schützen. Bei der Bildung von Gruppen sind bestimmte Prozesse und Mechanismen zu beobachten, die das Zusammenleben organisieren und Richtlinien für das Verhalten ihrer Mitglieder ergeben. Ethische Richtlinien sind für Bewegungen und ihre Individuen aus verschiedenen Gründen relevant:

  • Sie erleichtern unser Zusammenleben. Standards, Werte oder moralische Kriterien führen uns in Beziehungen mit anderen Menschen und rechtfertigen Erwartungen an uns und unser Verhalten.
  • Sie helfen uns, Konflikte zu vermeiden. Wenn Bewegungen Werte teilen und eine gemeinsame Vision haben, werden viele Konflikte vermieden; und falls sie dennoch auftauchen, können sie in einer effizienten und friedlichen Art und Weise gelöst werden.
  • Größere Effizienz. In Bewegungen, in denen Menschen Werte teilen und die gemeinsamen Regeln anerkennen, werden weniger Mittel für die Koordination der Tätigkeiten aufgewandt, und es ist wahrscheinlicher, dass alle „in die gleiche Richtung streben".
  • Weniger Korruption. Ethisches Bewusstsein und das daraus folgende Verhalten beugen einer unverhältnismäßigen Vorteilnahme vor und fördern die Loyalität zur Bewegung und zum Gemeinwohl.
  • Größere persönliche Zufriedenheit. Eine der Erfahrungen, die die Würde, das Glück und die Motivation des/der Einzelnen am meisten untergräbt, ist eine unfaire oder ungerechte Behandlung oder das Erleiden von Gewalt.
  • Größeres Vertrauen. Wenn eine Bewegung Werte und Richtlinien teilt, können Erwartungen auf einem klar definierten, gemeinsamen Grund aufgebaut werden. Das Gemeinschaftsleben wird einfacher, wenn die Mitglieder Sicherheit haben, dass die gemeinsamen Werte und Regeln beachtet werden.

Das vorliegende Dokument, unser Umgangskodex, wurde aus der Zusammenarbeit verschiedener Personen aus der Bewegung entwickelt. Es wird der Kompass sein, der uns durch all die Prozesse leitet, die wir durchleben um unsere Mission zu erfüllen.

Zweck des Umgangskodex

Dieses Dokument enthält unsere Werte und Prinzipien der Zusammenarbeit. Es geht um die Haltung gegenüber den anderen, wie wir kommunizieren und wie wir Entscheidungen treffen. Dieser Kodex kann nicht die intrinsische Motivation ersetzen, sich in kooperativer, empathischer, gewaltfreier und wohlwollender Art und Weise gegenüber anderen zu verhalten; aber er hilft, uns daran zu erinnern, worauf wir uns mündlich geeinigt haben und wozu wir verpflichtet sind. Er hilft, unsere Werte zu würdigen.

Wir haben diesen Umgangskodex aus folgenden Beweggründen heraus verfasst:

  • Um uns alle einzuladen, unsere Vereinbarungen regelmäßig zu reflektieren. Ein Umgangskodex stellt die Vereinbarungen der Bewegung Schwarz auf Weiß dar. Er hilft uns, unseren Weg zu gehen und erinnert uns an unsere Werte und Prinzipien. Das Nachdenken über die Vereinbarungen der Bewegung hilft uns, Fehler und unverhältnismäßige Erwartungen zu vermeiden.
  • Um das Vertrauen innerhalb der Bewegung und der Gesellschaft zu erhöhen. Öffentlich eine Verpflichtung einzugehen erhöht das Vertrauen in die Bewegung und ihre Teile, da alle, die mit der Bewegung zu tun haben, wissen was sie erwartet. Wenn ich weder eine Idee noch eine Anleitung habe, wie die Bewegung funktioniert, ist der Grad des Misstrauens höher. Die Unsicherheit darüber, wie jemand anderer in einem Konflikt reagiert, wird höher sein, als wenn ich weiß, was die vereinbarte Haltung und Vorgehensweise ist. Dies fördert sowohl diejenigen, die sich in die Bewegung integrieren – weil sie wissen, was sie von den anderen erwarten können – als auch die Gesellschaft allgemein, die klarere Informationen über die Bewegung, ihre Funktonsweise sowie ihre Regeln und Werte hat.

Werte der GWÖ-Bewegung

Wir wollen daran erinnern, was die Vision und die Mission unserer Bewegung sind, bevor wir die Werte beschreiben, die sie definieren.

Mission der GWÖ =

Bekanntmachung der Gemeinwohl-Ökonomie in der Öffentlichkeit und in verschiedenen Interessens- und PionierInnen-Gruppen (BürgerInnen, Unternehmen, Gemeinden, Schulen und Universitäten) durch Kooperation, Partizipation, gewaltfreie Kommunikation und Kultivierung unserer Werte

Vision der GWÖ =

System verändern, eine Gemeinwohl-Ökonomie kreieren – durch internen Wandel, alternative Vorbilder und eine tiefere, partizipativere und direktere „souveräne" Demokratie

Werte der GWÖ =

Menschenwürde (gleicher Wert, gleiche Rechte)
Solidarität
Ökologische Nachhaltigkeit
Soziale Gerechtigkeit
Demokratische Mitbestimmung und Transparenz

Diese Werte bestimmen den Kern der Kultur der Bewegung, weil sie unsere Beziehungen gedeihen lassen, und wir aus der wissenschaftlichen Forschung wissen, dass gelingende Beziehungen die Hauptquelle von Motivation und Glück für Menschen darstellen.

Prinzipien der Zusammenarbeit

Das Engagement in der Gemeinwohl-Ökonomie steht grundsätzlich allen Menschen offen. Jede Person ist eine wertvolle Bereicherung der internationalen Bewegung. Gleichzeitig wollen wir uns in einem möglichst hohen Bewusstsein für gelingende Beziehungen und freudvolle Kooperation engagieren. Um Unstimmigkeiten und Missverständnisse zu minimieren, erkläre ich, den Geist des gemeinsamen Engagements mitzutragen:

Grundhaltung:

  • Ich lebe die Werte der GWÖ bestmöglich.
  • Ich gehe davon aus, dass auch jede/r andere Aktive das Beste für die GWÖ will. Den Menschen in der Bewegung begegne ich daher wohlwollend und offen. Jede/r Aktive bekommt einen Vertrauensvorschuss.
  • Gleichzeitig bleibe ich im Interesse der gesamten Bewegung achtsam. Wenn ich das Gefühl habe, dass gewisse Dinge falsch laufen, äußere ich meine Bedenken und versuche, diese im Rahmen einer konstruktiven Debatte gemeinsam mit den anderen Betroffenen auszuräumen. Ich werde auch helfen, eine Lösung zu implementieren. Als Leitstern dient dabei die Vision der GWÖ.
  • Wenn ich gern hätte, dass in Zukunft bestimmte Dinge passieren, dann bringe ich mich selbst ein und stelle nicht nur Forderungen auf. Wenn ich mich aus irgendwelchen Gründen nicht mehr einbringen kann, kann ich trotzdem jederzeit konstruktives Feedback geben oder neue Ideen in den Raum stellen. Ich darf jedoch nicht davon ausgehen, dass meine Vorschläge auch umgesetzt werden.
  • Ich bringe mich in die GWÖ genau dort ein, wo ich eine starke innere Motivation verspüre. Ich informiere mich, ob an diesem Thema schon gearbeitet wird. Falls es dafür schon Aktive gibt, schließe ich mich mit ihnen zusammen. Ist das nicht möglich, beginne ich in diesem Bereich selbst etwas aufzubauen und kommuniziere es an die Bewegung. Es ist okay, wenn man sich um bestimmte Dinge nicht kümmert oder niemand die Motivation oder Fähigkeiten hat, diese Aufgaben zu übernehmen.
  • Vereinbarungen sind verbindlich. Sollte sich zeigen, dass die Einhaltung einer getroffenen Vereinbarung aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, setze ich davon all diejenigen, mit denen die Vereinbarung getroffen wurde, in Kenntnis, und suche gemeinsam mit ihnen eine Lösung.
  • Wenn ich die Verantwortung für eine Tätigkeit übernehme, gebe ich mein Bestes, um meine Arbeit innerhalb der vereinbarten Zeit in einer verlässlichen Form fertigzustellen.
  • Wenn ich die Verantwortung für eine Tätigkeit zurückgeben möchte, teile ich dies zu einem Zeitpunkt mit, der es anderen erlaubt, eine/n geeignete/n Nachfolger/in zu finden, und helfe auch aktiv bei der Suche mit. Ich sorge auch für eine sorgfältige Übergabe aller Informationen, Dokumente, Zugangscodes etc. und kümmere mich darum, dass ich nicht mehr als Kontakt- oder Koordinationsperson im Internet aufscheine.
  • Bevor ich die Verantwortung für eine Tätigkeit übernehme, sorge ich dafür, dass sie klar definiert ist. Kommt es im Laufe des Prozesses zu Unstimmigkeiten in Bezug auf die Zuständigkeiten, führe ich eine Nachklärung herbei.
  • Wenn ich merke, dass ich in der Gruppe bzw. Bewegung keinen breiten Rückhalt mehr habe, stelle ich meine Position zur Disposition.
  • Ich erkundige mich auf der GWÖ-Website über die existierenden Kommunikationskanäle und Entscheidungsregeln, bevor ich etwas Relevantes kommuniziere oder eine Entscheidung über meine Verpflichtungen treffe.

Wie kommunizieren wir?

  • Ich begegne allen anderen Aktiven mit Wertschätzung, Respekt und auf Augenhöhe. Ich gebe mein Bestes, um offen und ehrlich zu sein sowie Transparenz – und damit Vertrauen – zu schaffen.
  • Ich anerkenne, dass ich Mitverantwortung für eine gelungene Kommunikation trage.
  • Ich sage meine Meinung, akzeptiere aber auch die Meinung der anderen. Wenn ich die Sichtweise einer anderen Person nicht verstehe, frage ich nach, bis ich Klarheit erlange. Wenn ich bemerke, dass zentrale Begriffe unterschiedlich verstanden werden, führe ich ein gemeinsames Verständnis herbei.
  • Erfolgreiche Kommunikation ist wichtig für mich und ich helfe dabei, sie zu erreichen (z.B. mit einem „Danke" oder durch die Nutzung der Methoden gewaltfreier Kommunikation).
  • Ich strebe persönliche Gespräche und Treffen an. Ist dies nicht möglich, gebe ich Telefon- und SkypeOnline-Gesprächen den Vorzug gegenüber Schriftverkehr. Mails dienen in der Regel nur dem sachlichen Informationsaustausch. Sobald die Sache emotional wird, suche ich persönlichere Formen der Kommunikation.
  • In Diskussionen überlege ich mir gut, was ich konstruktiv beitragen kann, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Alles, was nicht weiser ist als die Stille, darf unausgesprochen bleiben.
  • Ich unterstelle allen anderen stets positive Absichten. Wenn mich Dinge bei einer anderen Person stören, spreche ich sie persönlich darauf an. Dabei darf ich auch Emotionen zeigen. Ich bemühe mich, niemanden zu demütigen. Ich warte stattdessen auf einen geeigneten Moment, um mein Problem anzusprechen. Wenn das nicht möglich ist, wende ich mich an die ModeratorInnen oder KoordinatorInnen der Gruppe.
  • Ich bin mir bewusst, dass die Art und Weise, wie ich öffentlich über die GWÖ spreche, die Bewegung als Ganzes betreffen kann. Beim Äußern von negativen Aspekten gehe ich besonders achtsam vor.

Was und wie entscheide ich?

  • Grundsätzlich handle ich eigenständig. Alles wird im kleinstmöglichen Kreis der Betroffenen entschieden.
  • Die Freiheit des/der Einzelne/n endet dort, wo die Freiheit der/des Andere/n beginnt: Keiner hat das Recht, ohne Mandat über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden. Das gilt für einzelne Personen genauso wie für AkteurInnen-Kreise oder Energiefelder.
  • Wenn ich mir sicher bin, dass von meinem Vorhaben kein/e andere/r Aktive/r betroffen ist, entscheide ich selbst.
  • Wenn hingegen andere Aktive betroffen sein könnten, kläre ich sie über mein Vorhaben auf und wir entscheiden gemeinsam über die weitere Vorgehensweise. Das kann auf bilateraler Ebene ebenso passieren wie bei Energiefeld-Treffen, in AkteurInnen-Kreisen oder im Rahmen der Delegiertenversammlung – je nachdem, wer betroffen ist.
  • Ausgenommen davon ist der Fall, dass eine Person oder eine Gruppe demokratisch legitimiert wurde, Entscheidungen zu treffen, die andere Personen oder Gruppen betreffen. Ein Beispiel dafür sind die Entscheidungsspielräume des internationalen Koordinationsteams.
  • Ich halte den Ebenen-Weg ein: Wenn ich einen Vorschlag für die gesamte Bewegung habe, unterbreite ich diesen zuerst meinem Energiefeld oder AkteurInnen-Kreis. Wenn das EF / der AK den Vorschlag unterstützt, werde ich ihn der gesamten Bewegung präsentieren.
  • Wenn ich eine Idee umsetzen möchte, suche ich den passenden Leitfaden und die zuständigen Ansprechpersonen (aktuell auf wiki.ecogood.org oder ecogood.org.
  • Grundsätzlich können legitimierte Gruppen im Rahmen ihrer Spielräume autonom entscheiden. Sind mehrere Gruppen betroffen, entscheiden sie gemeinsam. Ist die gesamte Bewegung betroffen, entscheidet die Delegiertenversammlung. Im Zweifelsfall frage ich / fragt meine Gruppe zurück (Konsultationsprinzip).

Wie wird entschieden?

  • In der GWÖ wird grundsätzlich demokratisch entschieden. „ Wir empfehlen zuerst Konsens, dann Konsent, dann Systemisches Konsensieren.

Beschluss der GWÖ-Delegiertenversammlung 2016